Wir brechen heute zu einer zweitägigen Rundtour in den Süden von Salta über Cachi nach Cafayate und wieder zurück nach Salta, auf. Salta selbst folgt morgen gebündelt im Blog.
Vor uns liegen knapp 550km, die wir nicht selbst fahren, sondern zusammen mit einem Tourguide. Wir hatten erst überlegt einen Mietwagen zu nehmen, aber wir befürchteten, dann nicht so viel mitzubekommen und die Routa 40 (die längste Nationalstraße der Welt – länger als die Route66) soll auf der Strecke Cachi-Cafayate auch schwierig zu befahren sein. Wir haben einen sehr netten Tourguide, Fernando, der aus der Gegend um Cafayate stammt und uns in den zwei Tagen sehr behilflich ist und uns unheimlich viel über die Entstehung der Landschaften und die Gesteinsformationen sowie viel geschichtlichen Hintergrund und Informationen über die Lebensweise der Ureinwohner erzählt. Schon vorweggenommen, das hat uns gut gefallen (und war für uns entspannter – na, ja bis auf… „completo“ das Unwort des Tages- dazu siehe unten). Ich muss die Artikel für die Rundtour aufteilen, da wir soooo viele schöne Bilder und Eindrücke gewonnen haben. Das wäre sonst zu lang.

Chicoana im Regen
Gestartet sind wir in Salta leider im Regen, so dass der erste Abschnitt nach Chicoana und später steil bergan die Quebrada de Escoipe und die Cuesta del Obispo (bis auf eine Höhe von 3.850m) total im Nebel versinkt. Fernando muss das Auto durch etliche Flussläufe steuern. Von den üppigen, tropischen Wäldern bekommen wir so leider nicht viel mit.
Auch die Passhöhe Piedra de Molino liegt komplett im Nebel. Wir halten trotzdem, um die kleine Kapelle anzuschauen, von einer Aussicht ins Tal kann bei dem Wetter leider keine Rede sein.

Piedra de Molino
Beim Abstecher in den Nationalpark Los Cardones bricht langsam die Sonne durch, so dass wir die riesigen Felder mit Kandelaber-Kakteen bewundern können. Die Kakteen wurden schon immer vielseitig genutzt. Die Stacheln früher als Nähnadeln und Kämme, mit dem Holz wurden sogar die meisten Kirchendächer der Gegend gedeckt. Hier in der Hochebene stehen die Kakteen auf über 65.000ha. Sie werden bis zu 10m groß. Da sie sehr langsam wachsen, sind die meisten Exemplare, die hier stehen, über 100 Jahre alt. Wiebe nimmt interessante Information zur zukünftigen Pflege unseres einzigen Kaktus, den wir zuhause zu stehen haben, mit. Dieser ist auch schon mindestens zwanzig Jahre alt (allerdings nur ca. 25cm hoch 😉 )

Los Cardones

Payogasta
Die Felsformationen werden immer interessanter, in der Ferne liegen wieder die 5-6 Tausender.
Die Mittagspause legen wir in Payogasta ein. Die Menschen leben hier von der Landwirtschaft. Wir sehen immer wieder Ziegenherden, noch ganz traditionell vom Schäfer mit Hund durch die Gegend getrieben.

Payogasta – Vorfreude ist die schönste Freude
Daher freue ich mich schon vorher auf den „gebackenen Ziegenkäse“, eine Spezialität des Hauses.
Nach dem Mittagessen geht es weiter nach Cachi. Auf Quetscha bedeutet Cachi „Salz“. Der Ort hat viel von der spanischen Kolonialherrschaft behalten und in der Kirche kann man gut sehen, dass vom Dach bis zum Beichtstuhl alles aus Kakteenholz gefertigt ist. Aber natürlich auch Strassenschilder.

Strassenschilder aus Kakteenholz

Cachi
Der Ort ist sehr beschaulich und gleichzeitig für uns der Eintritt in das Calchaqui-Valley, benannt nach dem gleichnamigen Fluss. Das Tal ist über 300km lang. Vor uns liegen ca. 150km Schotterpiste auf der Routa 40 (auf dieser sind wir ja schon in Patagonien, Bariloche und Mendoza herumgekurvt – sie ist insgesamt 4.885km lang!).
Wir halten immer wieder in kleineren Ortschaften, die Kirchen sind neben der Landschaft meist die Sehenswürdigkeit. In Molinos steht gegenüber der Kirche noch die alte Hacienda, heute Hotel, und man kann gut die „Dorfstruktur“ aus der Kolonialzeit nachvollziehen.

Molinos

Kirche Molinos
In den meist schlichten Kirchen kann man manchmal Erstaunliches bewundern. Altes Kunsthandwerk, wie beispielsweise Wandteppiche im Kakteenholzrahmen, welche die Kirche von Molinos zieren oder auch die bunten Altarmalereien, die uns in Seclantás begegnet sind.
Nach weiteren 40km geht es hinter Angastaco in die Quebrada de la Flecha. Und wir sind teilweise einfach nur sprachlos, ob dieser Landschaft, noch dazu in der Abendsonne.

Quebrada de la Flecha I

Quebrada de la Flecha II
Kein anderes Auto, keine anderen Menschen, wir haben das Gefühl, man könnte auch auf einem anderen Planeten stehen.

Einfach nur happy!
Fernando erklärt uns, wie diese Sandsteinformationen vor Millionen Jahren zusammengeschoben wurden, als die Anden entstanden sind und vorher hier nur ein riesiger Ozean war, dessen fossile Spuren in den grünen Schichten der Berge zu finden sind. Was für eine Kraft in diesen Prozessen gesteckt haben muss, wenn man sich überlegt, wie diese Bergketten entstanden sind.



Sundown in La Merced
Beim Vorbeifahren stoppen wir kurz am Friedhof. Die „native people“, wie Fernando immer sagt, haben meist „heilige“ Orte gewählt, um ihre Toten zu begraben. Und das lange, lange vor der katholischen „Missionierung“ und die Orte wurden dann beibehalten.

Friedhof La Merced
Wir sind schwer beeindruckt und „beseelt“ von dieser Landschaft. Leider holt uns dann in Cafayate die Welt wieder ein. Die Agentur sollte ein Hostal-Zimmer für uns reservieren. Haben sie wohl auch versucht, aber als das erste ausgebucht haben sie nichts weiter getan. Nur leider uns und auch Fernando dies nicht mitgeteilt. Es ist langes Wochenende (der 24. März ist Gedenktag für die Opfer der Militär-Junta) und alles was wir in den nächsten zwei Stunden zu hören bekommen ist „completo“ – wir klappern alle Hostals und Hotels in Cafayate ab, de nada!
Fernando entwirft schon Plan B, dass er uns mit zu seiner Familie nimmt (die werden sich über zwei europäische Touristen freuen?) als wir gegen 22:30h doch noch ein Zimmer außerhalb Cafayates ergattern können. Hinfahren, ansehen, Gepäck abstellen und nochmal zurück, um noch etwas in den Magen zu bekommen. Todmüde fallen wir um ein Uhr in die Federn.