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Von Cafayate nach Salta – II

Nach einer äußerst ruhigen Nacht „en el campo“ und einem netten Frühstück  auf der Terrasse fühlten wir uns wieder etwas für den gestrigen Stress entschädigt. Das nette ältere Ehepaar Juam und Krystin, die uns zum Glück gestern noch Unterschlupf gewährt hatten, ließen uns zum Abschluss noch auf ihren Turm, um die schöne Aussicht Richtung Calchaquí genießen zu können.

Unser Refugio „en el campo“

Blick auf den Calchaqui

Cafayate

Wir wollten uns mit Fernando wieder in Cafayate treffen. Dort war erst einmal ein kurzer Rundgang über die Plaza (plus natürlich einem Cafébesuch – Krystis Kaffee hatte uns noch nicht richtig aufgeweckt) und ein Besuch der fünfschiffigen (eine der wenigen in Argentinien) Kolonialkirche angesagt.

Bodega Nanni

Das sicher nette Weinmuseum haben wir uns gespart und sind zum Besuch einer der vielen Bodegas (Nanni) aufgebrochen. In der  Gegend rund um Cafayate wird viel Wein angebaut. Bekannt ist dort, und uns jetzt auch, der Torrontés-Wein, ein kräftiger, sehr trockener Weißwein. Da kann man sagen, wie das Land, so der Wein! Denn die klimatischen Bedingungen sind natürlich nicht einfach, die Rebstöcke müssen in über 2.000m mit viel Trockenheit und Wind gedeihen. Er schmeckt, zumindest hier in der mit „Ökozertifikat“ versehenen Bodega Nanni, sehr gut.

Am späten Vormittag verlassen wir Cafayate wieder Richtung Norden durch die 80km lange Quebrada de las Conchas. Auch hier begegnen uns wieder schöne vielfarbige Felswände und teilweise in den bizarrsten Formen. Wir halten an den unterschiedlichsten Aussichtspunkten, die je nach Gestalt der Formation mit Namen versehen sind.

Quebrada de las Conchas I

Los Castillos

Quebrada de las Conchas II

Mir fällt ein, dass ich doch noch einmal  „Motorcycle diaries“ lesen muss!

Quebrada de las Conchas III

Ohne Worte

Es ist immer wieder faszinierend, was die Natur so geschaffen hat.

Mahnung, das Land auch so zu erhalten

El Anfiteatro

Die Akustik in diesem „Amphitheater“ ist wirklich erstaunlich.

TÜV? Aber fährt noch!

Man sieht doch unterwegs die eine oder andere Kuriosität. Nach einem Lunchstopp in Talapampa, natürlich gab es wieder Ziegenkäse, geht es den Rest des Weges über die Routa 68 weiter wieder zurück nach Salta.

Fernando

Wir sind wirklich froh, diese Zwei-Tagestour unternommen zu haben, sie war wirklich toll und dazu hat sicher auch Fernando beigetragen, bei dessen Erläuterungen seine Liebe zur Natur und die Verbundenheit mit diesen Tälern, Bergen und Flüssen zum Ausdruck kam.


Von Salta nach Cachi und Cafayate I

Wir brechen heute zu einer zweitägigen Rundtour in den Süden von Salta über Cachi nach Cafayate und wieder zurück nach Salta, auf. Salta selbst folgt morgen gebündelt im Blog.

Vor uns liegen knapp 550km, die wir nicht selbst fahren, sondern zusammen mit einem Tourguide. Wir hatten erst überlegt einen Mietwagen zu nehmen, aber wir befürchteten, dann nicht so viel mitzubekommen und die Routa 40 (die längste Nationalstraße der Welt – länger als die Route66) soll auf der Strecke Cachi-Cafayate auch schwierig zu befahren sein. Wir haben einen sehr netten Tourguide, Fernando, der aus der Gegend um Cafayate stammt und uns in den zwei Tagen sehr behilflich ist und uns unheimlich viel über die Entstehung der Landschaften und die Gesteinsformationen sowie viel geschichtlichen Hintergrund und Informationen über die Lebensweise der Ureinwohner erzählt. Schon vorweggenommen, das hat uns gut gefallen (und war für uns entspannter – na, ja bis auf… „completo“ das Unwort des Tages- dazu siehe unten). Ich muss die Artikel für die Rundtour aufteilen, da wir soooo viele schöne Bilder und Eindrücke gewonnen haben. Das wäre sonst zu lang.

Chicoana im Regen

Gestartet sind wir in Salta leider im Regen, so dass der erste Abschnitt nach Chicoana und später steil bergan die Quebrada de Escoipe und die Cuesta del Obispo (bis auf eine Höhe von 3.850m) total im Nebel versinkt. Fernando muss das Auto durch etliche Flussläufe steuern. Von den üppigen, tropischen Wäldern bekommen wir so leider nicht viel mit.

Auch die Passhöhe Piedra de Molino liegt komplett im Nebel. Wir halten trotzdem, um die kleine Kapelle anzuschauen, von einer Aussicht ins Tal kann bei dem Wetter leider keine Rede sein.

Piedra de Molino

Beim Abstecher in den Nationalpark Los Cardones bricht langsam die Sonne durch, so dass wir die riesigen Felder mit Kandelaber-Kakteen bewundern können. Die Kakteen wurden schon immer vielseitig genutzt. Die Stacheln früher als Nähnadeln und Kämme, mit dem Holz wurden sogar die meisten Kirchendächer der Gegend gedeckt. Hier in der Hochebene stehen die Kakteen auf über 65.000ha. Sie werden bis zu 10m groß. Da sie sehr langsam wachsen, sind die meisten Exemplare, die hier stehen, über  100 Jahre alt. Wiebe nimmt interessante Information zur zukünftigen Pflege unseres einzigen Kaktus, den wir zuhause zu stehen haben, mit. Dieser ist auch schon mindestens zwanzig Jahre alt (allerdings nur ca. 25cm hoch 😉 )

Los Cardones

Payogasta

Die Felsformationen werden immer interessanter, in der Ferne liegen wieder die 5-6 Tausender.

Die Mittagspause legen wir in Payogasta ein. Die Menschen leben hier von der Landwirtschaft. Wir sehen immer wieder Ziegenherden, noch ganz traditionell vom Schäfer mit Hund durch die Gegend getrieben.

Payogasta – Vorfreude ist die schönste Freude

Daher freue ich mich schon vorher auf den „gebackenen Ziegenkäse“, eine Spezialität des Hauses.

Nach dem Mittagessen geht es weiter nach Cachi. Auf Quetscha bedeutet Cachi „Salz“. Der Ort  hat viel von der spanischen Kolonialherrschaft behalten und in der Kirche kann man gut sehen, dass vom Dach bis zum Beichtstuhl alles aus Kakteenholz gefertigt ist. Aber natürlich auch Strassenschilder.

Strassenschilder aus Kakteenholz

Cachi

Der Ort ist sehr beschaulich und gleichzeitig für uns der Eintritt in das Calchaqui-Valley, benannt nach dem gleichnamigen Fluss. Das Tal ist über 300km lang. Vor uns liegen ca. 150km Schotterpiste auf der Routa 40 (auf dieser sind wir ja schon in Patagonien, Bariloche und Mendoza herumgekurvt – sie ist insgesamt 4.885km lang!).

Wir halten immer wieder in kleineren Ortschaften, die Kirchen sind neben der Landschaft meist die Sehenswürdigkeit. In Molinos steht gegenüber der Kirche noch die alte Hacienda, heute Hotel, und man kann gut die „Dorfstruktur“ aus der Kolonialzeit nachvollziehen.

Molinos

Kirche Molinos

In den meist schlichten Kirchen kann man manchmal Erstaunliches bewundern. Altes Kunsthandwerk, wie beispielsweise  Wandteppiche im Kakteenholzrahmen, welche die Kirche von Molinos zieren oder auch die bunten Altarmalereien, die uns in Seclantás begegnet sind.

Nach weiteren 40km geht es hinter Angastaco in die Quebrada de la Flecha. Und wir sind teilweise einfach nur sprachlos, ob dieser Landschaft, noch dazu in der Abendsonne.

Quebrada de la Flecha I

Quebrada de la Flecha II

Kein anderes Auto, keine anderen Menschen, wir haben das Gefühl, man könnte auch auf einem anderen Planeten stehen.

Einfach nur happy!

Fernando erklärt uns, wie diese Sandsteinformationen vor Millionen Jahren zusammengeschoben wurden, als die Anden entstanden sind und vorher hier nur ein riesiger Ozean war, dessen fossile Spuren in den grünen Schichten der Berge zu finden sind. Was für eine Kraft in diesen Prozessen gesteckt haben muss, wenn man sich überlegt, wie diese Bergketten entstanden sind.

Sundown in La Merced

Beim Vorbeifahren stoppen wir kurz am Friedhof. Die „native people“, wie Fernando immer sagt, haben meist „heilige“ Orte gewählt, um ihre Toten zu begraben. Und das lange, lange vor der katholischen „Missionierung“ und die Orte wurden dann beibehalten.

Friedhof La Merced

Wir sind schwer beeindruckt und „beseelt“ von dieser Landschaft. Leider holt uns dann in Cafayate die Welt wieder ein. Die Agentur sollte ein Hostal-Zimmer für uns reservieren. Haben sie wohl auch versucht, aber als das erste ausgebucht haben sie nichts weiter getan. Nur leider uns und auch Fernando dies nicht mitgeteilt. Es ist langes Wochenende (der 24. März ist Gedenktag für die Opfer der Militär-Junta) und alles was wir in den nächsten zwei Stunden zu hören bekommen ist „completo“ – wir klappern alle Hostals und Hotels in Cafayate ab, de nada!

Fernando entwirft schon Plan B, dass er uns mit zu seiner Familie nimmt (die werden sich über zwei europäische Touristen freuen?) als wir gegen 22:30h doch noch ein Zimmer außerhalb Cafayates ergattern können. Hinfahren, ansehen, Gepäck abstellen und nochmal zurück, um noch etwas in den Magen zu bekommen. Todmüde fallen wir um ein Uhr in die Federn.