Nach einer unserer unbequemsten Busnachtfahrten sind wir gestern hier in Arequipa angekommen. Immerhin hat der Bus für die 580km satte 9,5 Stunden gebraucht. Die Straßenverhältnisse sind hier nicht die besten. Arequipa ist die zweitgrößte Stadt Perus und liegt auf einer Höhe von 2.330m. So können wir wieder etwas akklimatisieren bevor es Richtung Colca-Tal über 4.900m geht.

Fruchtbare Ebene am Rio Chili
Die Stadt liegt am Rio Chili zwischen Küste und Hochanden am Fuße des 5.822m hohen Vulkans Misti. Der nur schläft, die ganze Vulkankette hier gehört noch zum pazifischen „ring of fire“ – die nächsten Tage wird er ja wohl weiterschlafen! Ihren Namen soll Arequipa laut unserem Reiseführer aus der Inkazeit haben. „Are que pay“, was mit „Also gut, bleiben wir“ übersetzt wird. Und die Stadt lädt wirklich zum Bleiben ein. Die koloniale Altstadt, mal wieder ein Weltkulturerbe der Menschheit von der UNESCO, ist sehr sehenswert und hervorragend und liebevoll restauriert. Zumal Arequipa erst 2001 von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde.

Plaza de Armas
Wie immer bildet die Plaza de Armas das Zentrum der Stadt, umgeben von zweigeschossigen Kolonialgebäuden mit Arkadengängen. Die riesige Kathedrale (leider in der Semana Santa fast immer wegen der Vorbereitungen geschlossen) zieht sich über die ganze Nordseite.
Ihr gegenüber liegt die Kirche La Compañia, eine der ältesten Kirchen Arequipas, an deren Fassade man den „Mestizenbarock“ bewundern kann. Eine Mischung aus einheimischer und kolonialer Baukunst. Lorbeer, Trauben, Kakteen, Blumen und Tiere schlängeln sich um korinthische Säulen.

La Compañia

Jesuitenkloster La Compañia
Auch im ehemaligen Jesuitenkloster, das direkt daneben liegt, kann man diesen Stil wiedererkennen.

Kreuzgang Jesuitenkloster

Santa Catalina, Novizinnenhof

Santa Catalina, Calle Toledo
Nicht versäumen darf man das Kloster Santa Catalina, eine, in Südamerika einzigartige, riesige ehemalige Klosteranlage, die „Stadt in der Stadt“. Gegründet in der zweiten Hälfte des 16.Jahrhunderts wurde es auf Grund der hohen Nachfrage auf 20.000m2 erweitert. Denn in jener Zeit war es bei den reichen spanischen Familien üblich, die zweitgeborene Tochter in ein Kloster zu schicken.

Santa Catalina, Calle Toledo
Mit einer üppigen Mitgift ausgestattet, zogen diese Mädchen dann als Novizinnen in das Kloster ein. Sie lebten in, für damalige Verhältnisse, luxuriös ausgestatteten Zimmern und hatten sogar Dienerinnen. Erst nach dem vatikanischen Konzil 1871 wurde dieser Lebensstil beendet und das karge Klosterleben hielt Einzug. In Hochzeiten lebten bis zu 400 Nonnen abgeschirmt von der Außenwelt hier. 1970, als nur noch 20 Nonnen übriggeblieben waren, wurde der Komplex geöffnet und nach umfangreichen Restaurierungen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute kann man mit einer Führung durch die Gassen der andalusisch anmutenden Anlage spazieren und sich ein Bild vom damaligen Leben machen.

Santa Catalina

Einbauküche aus dem 18.Jhd.
Abends haben wir dann in einem sehr netten Restaurant das erste Mal Alpaca-Steak gegessen. Sehr lecker und sehr zartes Fleisch!

Inkaterassen vor dem Misti
Heute führte uns eine weitere Tour ein bißchen in die direkte Umgebung von Arequipe. Ein Besuch der Mansión del Fundador, einer Hacienda ca. 10km vor der Stadt stand auf dem Programm.

Mansión del Fundador

Alpaca - noch sehr lebendig
Interessanter war für uns zu sehen, wie die Menschen, die aus dem Hochland nach Arequipa kommen, in äußerst kargen und ärmlichen Verhältnissen auf den umliegenden Berghängen leben. Sie erhoffen sich hier bessere Einkommensverhältnisse, aber ob sich diese Hoffnung immer erfüllt, ist eher fraglich. Sollte der Vulkan doch noch mal aktiv werden, womit zu rechnen ist, mag man sich nicht ausmalen, was die Lava, die Vulkanasche und ein Erdbeben hier anrichten. Auch wenn vieles idyllisch aussieht, wir haben doch manchmal gedacht, der Schein trügt.

Misti
Am Abend konnte Wiebe dann noch eine Prozession (es ist Semana Santa!) aus der Kirche La Compañia auf die Plaza de Armas anschauen.

Plaza de Armas, Kathedrale

Semana Santa Prozession
Leider verlassen wir morgen früh schon wieder Arequipa Richtung Colca-Tal. Die Stadt hat uns sehr gut gefallen und ist nach unserer Meinung ein „must do“ für jede Perureise!