Archiv der Kategorie: Chile

111. Tag – Abschied von Südamerika

Am Dienstag hieß es nun Abschied nehmen!

Nach ca. 25.000 Flugkilometern und fast 9.500 km, die wir per Bus und/oder Auto in Südamerika zurückgelegt haben, haben wir uns auf die Heimreise begeben.

Südamerika 2011

Wir haben lange diskutiert: ziehen wir ein Resumee? Wie lang würde das werden und könnten wir denn all der Eindrücke, die wir gewonnen haben, gerecht werden? Es wird noch etwas dauern, bis wir wirklich wieder hier angekommen sind und alles „verarbeitet“ haben. Und wir wollen ja auch noch etwas „out of the blog“ zu erzählen haben 😉

Kurzum, wir sind froh und dankbar, dass wir uns selbst diese große Reise, diese „Auszeit“ in dieser Form geschenkt haben. So viele schöne und positive Erlebnisse, Eindrücke und Begegnungen,  die uns widerfahren sind und auch die negativen waren irgendwie auch immer zu etwas gut. Und wir waren sicher nicht das letzte Mal in Südamerika!

Der letzte "Angusburger" am Flughafen!

Empfang in TXL!


La Serena – Valle de Elqui

Wir sind gestern zu unserer letzten „Tour“ in Chile ins Valle de Elqui gestartet.

Weg nach Vicuna - die Sonne scheint

Und wieder können wir das „La Serena – Nebelphänomen“ beobachten. Am Morgen ist der Himmel grau und feucht, doch kaum fährt man 10-20km ins Hinterland, scheint die Sonne und es wird gleich mindestens acht bis zehn Grad wärmer. Wir machen die Tour mit einem kleinen Grüppchen Österreichern älteren Jahrgangs und drei jüngeren Briten. Leider sind die Österreicher weder des Spanischen noch des Englischen mächtig, so dass die Kommunikation mit dem Tourguide etwas schwierig wird (und für uns etwas anstrengend – wenigstens spendieren sie später zum Almuerzo (Lunch) einen Pisco Sour).

Embalse Puclaro

Die Strecke führt zunächst am Fluss Elqui bis zum Stausee Embalse Puclaro entlang. Von hier aus wird das Wasser für die tiefer liegenden landwirtschaftlichen Anbauflächen reguliert und auch Strom gewonnen. Der Elqui kommt aus den Anden und bildet die wirtschaftliche Grundlage für die ganze Region, die neben dem Tourismus von der Landwirtschaft lebt. Dank des nährstoffhaltigen Bodens, des warmen Klimas und des Elquis, wächst hier so ziemlich alles an tropischen Früchten (vor allem Papaya), Gemüse und auch der Wein.

Valle de Elqui

Die Trauben werden vorwiegend für die Herstellung des  Pisco, eines Traubenschnapses genutzt. Das Nationalgetränk hier in Chile, wobei es natürlich nicht ohne nachbarschaftliche Rangeleien mit Peru um die Vorherrschaft in der Pisco-Brennerei und die Namensrechte geht. Am Ende des Tales wurde in den dreißiger Jahren sogar ein Dorf in Pisco Elqui umbenannt, damit der Name nicht urheberrechtlich nur von peruanischer Seite genutzt werden kann.

Museo casa escuela Gabriela Mistral, Montegrande

Doch zunächst halten wir im Dörfchen Montegrande, in dem die chilenische Literatur-Nobelpreisträgerin von 1945, Gabriela Mistral ihre Kindheit verbrachte. Wir müssen zugeben, wir hatten zu ihrer Person eine Wissenslücke, die gestern ein bißchen gefüllt wurde. Die Autodidaktin und Lyrikerin hat einen entscheidenden Beitrag zum südamerikanischen Bildungswesen geleistet, als Lehrerin hat sie auch Pablo Neruda ein Jahr unterrichtet und war in den vierziger und fünfziger Jahren chilenische Botschafterin in verschiedenen Ländern. Sie hat an der Formulierung der UNO Menschenrechtskonventionen mitgewirkt. Die Neugier ist geweckt und nach unserer Rückkehr werden wir sicher mal in ihren literarischen Werken schmökern.

In Vicuña, welches wir spät am Nachmittag besuchen, schmückt ihr Antlitz die Mitte der Plaza Armas, wirklich eine Besonderheit, haben wir doch sonst in Chile immer irgendeinen General dort „tronen“ gesehen.

Vicuña - Plaza Armas

Pisco Brauerei

Es geht weiter durch’s Tal bis nach Pisco Elqui, wo natürlich auch der Besuch einer Brennerei auf dem Programm steht. Wir können uns hier, selbstverständlich verbunden mit einer Verkostung, von der Braukunst überzeugen. Die Anlage wirkt ein bißchen altmodisch, aber darauf kommt es ja nicht an.

Valle de Elqui

Neben den schönen Aussichten erfahren wir auch, dass das Tal von besonders vielen UFO’s angezogen wird. Behaupten zumindest die Einheimischen und eine große internationale esoterische Community, die sich hier niedergelassen hat, um die besonderen Energien, die von diesem Tal ausgehen, zu nutzen.

Cerro Tololo, Astronomical Observatory

Ganz real ist hier auf dem Cerro Tololo auch eines der größten Observatorien angesiedelt, das aber zu rein wissenschaftlichen Zwecken genutzt wird und für Besucher nicht geöffnet ist. Wir können es nur aus der Ferne bewundern.

 

 

 

 

 

Restaurant Solar-so nutzt man 320 Sonnentage im Jahr!

Zum Abschluss noch zwei „Kuriositäten“: Almuerzo gab es im ökologisch vorbildlichen Restaurant „Solar“ in Villasecca. Hier wird nur mit Sonnenkraft gekocht. Es müssen nicht immer hoch technologische Erfindungen sein, die uns den Weg aus der Atomkraft weisen. Erfindertum und Baukunst können auch ausreichen, um eine warme Mahlzeit zu bereiten 😉

Kein Toilettenpapier ins Klo!!

Und auch an anderen Orten kann es baulich mal etwas pragmatischer zugehen!


La Serena: Valle de Encanto und Nationalpark Fray Jorge

Hostal El Punto

Das Hostal El Punto arbeitet mit einem Schweizer, Daniel, zusammen, der eine Tour ins Valle del Encanto und in den Nationalpark Fray Jorge anbietet. Gemütlich haben wir uns zu dritt aufgemacht. Daniel lebt seit 2003 in Chile, er ist der Liebe wegen, auf einer Amerikareise die ihn eigentlich von Feuerland nach Alaska führen sollte, in Bariloche hängengeblieben und lebt mit seiner Frau jetzt schon lange in La Serena.

Valle del Encanto

Die Route führt über das Städtchen Ovalle zunächst ins  Valle de Encanto, einem „mysthischen“Ort mit einer Vielzahl von Petroglyphen. Die Molle-Indianer und später auch die Inkas nutzten dieses Tal für Zeremonien. Aus der Zeit der Molle-Indianer, 2.-5. Jahrhundert,  sollen auch die Felszeichnungen stammen.

Wir spazieren gemütlich durch dieses Tal und schauen uns etliche der Zeichnungen an.

Spaziergang durch's Valle del Encanto

Petroglyphe

Nach einer Kaffeepause geht es weiter in den Nationalpark Fray Jorge. Es handelt sich dabei um einen küstennahen Feuchtwald. Hatten wir die zwei Tage vorher in La Serena mehr als genug Nebel, bleibt er uns hier leider in diesem sogenannten „Nebelwald“ vorenthalten. Das von der UNESCO als „Welt-Biosphärenreservat“ anerkannte Gebiet, umfasst den Wald, der eigentlich in dieser Form nicht hier sein dürfte. Seine Art kommt wesentlich weiter südlich vor.

Fray Jorge

Durch den aufsteigenden Küstennebel versorgen sich die Bäume hier mit Wasser in der sonst so kargen Wüstenregion.

Der Nationalpark ist eher klein und auf die chilenischen Ausflugsgewohnheiten ausgelegt. Mit dem Auto in den Park fahren, anhalten und maximal 20 Minuten laufen. Wir dehnen unsere Runde mit Daniel auf wenigstens eine Stunde aus.

Auf dem Rückweg legen wir noch an einem „Paprika-Trockenplatz“ eine Zigarettenpause ein.

Merkén - der Paprika wird zum Lufttrocknen ausgelegt

Endlich scheint auch mal die Sonne als wir ins Hostal zurückkommen. Morgen ist Faulenzen angesagt!!!

Sunset von unserem Balkon


La Serena – Sterne und Nebel

Gestern haben wir uns noch ca. 1.000km weiter in den Süden nach La Serena begeben. Die Stadt empfängt uns Nebel verhangen und verhältnismäßig kühl. Ist halt nicht so wie in Europa, dass das Wetter Richtung Süden besser wird.

Observatorium Mammalluca

Wir hatten uns schon über das Hostal, in dem wir für fünf Tage untergekommen sind, gleich für eine Tour zum Observatorium Mammalluca angemeldet. Nach einem kurzen Stadtrückgang und einer Siesta ging es um 19 Uhr los nach Vicuña. Dort steht das Observatorium, in dem Laien wie wir mal einen Blick in den sagenhaften chilenischen Sternenhimmel werfen können. Zuerst bekommen wir eine kleine Einführung und wissen jetzt, was VLT (Very Large Telescope) oder E-ELT (European Extreme Large Telescope) bedeutet. Letzteres wird in der Atacama Wüste bis 2018 gebaut und wird das größte Teleskop der Welt, finanziert von mehreren europäischen Ländern. Der Durchmesser des Spiegel soll über 40 Meter betragen und der „Spaß“ kostet 1 Milliarde Euro. Der Standort hier in Chile wurde ausgewählt, weil es 320 Tage im Durchschnitt wolkenfrei und die Luft dünn ist und keine größere Städte in der Nähe sind, welche den den Forschern den Blick in die Galaxien vermasseln. Wie sagte der Guide so schön: “ We have the sky, but not the money. Europe have the money, but not the sky!“ – die Chilenen bekommen 10% der Teleskop-Zeit dafür, dass sie „ihren“ Himmel zur Verfügung stellen. Und der Sternenhimmel war wirklich phantastisch! Es erfordert einiges Umdenken, denn wir befinden uns ja auf der südlichen Hemisphäre. Der Polarstern und auch der große Bär sind nie zu sehen. Dagegen kann man das Südkreuz und die magellanischen Wolken bewundern. Durch kleinere Teleskope (40cm) können wir einige Sternenkonstellationen anschauen und als Highlight dann einen „filmreifen“ Saturn mit Ring.

Heute haben wir mal wieder umgesattelt und sind auf die Fahrräder gestiegen. Leider war es wieder den ganzen Tag Wolken verhangen, aber wir wollten trotzdem die 12km nach Coquimbo radeln.

Faro La Serena

Strand La Serena

Einfach immer an der Strandpromenade entlang. Coquimbo ist die Hauptstadt der Provinz und eigentlich sind die beiden Städte schon „ineinander“ gewachsen. Es reiht sich Hotel an Hotel.

Moschee in Coquimbo

Die Hafenstadt verfügt sogar über eine Moschee. Das achtzig Meter hohe (äußerst hässliche) Betonkreuz, welches bereits seit 2000 auf dem gegenüberliegenden Hügel steht, versinkt ebenfalls im Nebel (die Horizontverschmutzung ist daher fotografisch nicht dokumentiert). Der Bürgermeister hatte sich das Geld direkt vom Papst geholt.

Der Fischmarkt bietet natürlich alle erdenklichen Fisch- und Seafoodspezialitäten, jedoch sind die Restaurants nicht sehr einladend, so dass wir uns das Mittagessen hier verkneifen.

Warten auf die Fischabfälle

Wiebe und die "zwei Damen vom Salon"

Zurück in La Serena wird noch bei Hyper Lider ein Einkaufsstopp eingelegt. Spontan entschließen wir uns, nach zwölf Wochen unsere Haarschnitte mal wieder auf Vordermann bringen zu lassen. Spannende Aktion, denn wir waren nicht mit dem Wörterbuch ausgestattet und die Damen vom „Salon“ sprachen natürlich kein Wort englisch. Bei mir ist es etwas kurz ausgefallen, aber Wiebe war recht zufrieden.


Zwischenstopp in Antofagasta

Am Morgen unserer Abreise wird unser Pulsschlag arg in die Höhe getrieben. Ein paar Sekunden wackelt die Erde. Ich rauche gerade auf der Hotelterrasse eine Zigarette und nach einem Zittern und kurzen heftigen „Rums“  springe ich aus meinem Sessel auf. Doch der Herr hinter der Rezeption lächelt mich freundlich an und hält nur vier Fänger hoch. Terromoto Stärke vier und alle machen so weiter wie vorher. Puh, uns ist schon anders geworden! Bei Wiebe auf dem Zimmer im fünften Stock wackelten die Schranktüren und die Schreibtischlampe schon ein bißchen heftig.

Auf dem Weg Richtung Süden nach La Serena legen wir einen Zwischenstopp in Antofagasta ein.  Wir legen die 450km mit dem Bus zurück. Die Küstenstraße bietet über die ganze Strecke das gleiche Bild: rechts Pazifik, links die Wüste. Unterwegs sieht man auf dem schmalen Küstenstreifen häufig Ansammlungen von ärmlichen Blechhüttensiedlungen am Strand. Der Kontrast könnte nicht größer sein, denn ein paar Kilometer weiter taucht dann plötzlich ein Sandgolfplatz auf. Das Green ist hier nicht grün, sondern der Sand ist einfach dunkler (leider haben wir auf die Schnelle kein Foto geschossen).

60km vor Antofagasta hält der Bus in Mejillones, laut Reiseführer ein „verträumtes Fischerdorf“ in dem wir ja nach Santiago einige Tage verbringen wollten, doch ob des Tsunamis abgesagt hatten.  Doch nach dem ersten Anblick stellen wir fest, dass der Ort noch nicht mal gesellig genug für eine Tasse Kaffee ist. Raffenerien, Hafenanlagen und riesiege Industriegebiete lassen uns abermals am Reiseführer zweifeln. Hier hat sich also der Spruch „wer weiß, wozu es gut ist“ wiederholt voll bewahrheitet!

 

 

 

 

 

 

Antofagasta I

 

 

 

 

 

Antofagasta ist die größte Hafenstadt des Nordens mit ca. 350.000 Einwohnern. In dieser Region haben die Kupferminen seit dem Niedergang des Salpeters die größte Bedeutung. Die Stadt erstreckt sich über 20km die Küste entlang. Die städtischen Badestrände erfreuen sich am heutigen Sonntag einiger Beliebtheit, wie wir bei unserem Stadtbummel feststellen.

Antofagasta - Stadtstrand

Kathedrale am Plaza Colon

Auch nach dem Salpeterkrieg wurde Bolivien vertraglich das Recht zugesichert, den Hafen der Stadt weiter nutzen zu können. Zufällig stoßen wir dabei auf ein wichtiges Zeugnis dieser Zeit.

Estacion FCAB

Den alten Bahnhof in Antofagasta! Bis in die sechziger Jahre verkehrte die Eisenbahn von La Paz über die Anden bis nach Calama und Antofagasta und überwand dabei eine Höhe von 4.800m. Die Strecke wurde teilweise bereits vor dem Krieg, also um 1875 genutzt, als dieser Teil Atacamas noch zu Bolivien gehörte. Wie in Argentinien wurde die Eisenbahn von den Briten gebaut und fast bis zur Stillegung der Strecke auch von einer britischen Gesellschaft geführt. Heute eher Museum. Das alles erfahren wir, weil wir ganz „Eisenbahnerkinder“ natürlich einfach mal dreist auf’s Gelände spazieren und vom Wachmann dann eine nette halbstündige Führung erhalten. Zwei Chilenen aus Santiago schließen sich der Führung an. Und wir stoßen dabei noch auf einige andere Kuriositäten der FCAB – Ferrocarril de Antofagasta a Bolivia.

FCAB - No.34 (in Glasgow hergestellt)

Der Geruch nach Maschinenöl kommt mir irgendwie bekannt vor!

Natürlich wird die Lok erklettert und der Wachmann schließt sogar die liebevoll in Schuss gehaltenen Waggons auf. Zuerst den Salonwagen, in dem auch schon Churchill gefahren sein soll. Wie der hierher kommt erschließt sich uns nicht ganz.

Salon- und Buffetwagen am liebevoll gestalteten Museumsbahnhof

Salonwagen FCAB

"Buffetwagen" FCAB

Danach auch noch den Buffetwagen (sieht etwas eleganter als in Bruvi aus!). Die Wagen werden noch als Kulisse für Filme genutzt.

Güterwagen aus Bolivien

Beim weiteren Rundgang  stoßen wir auf einen Güterwaggon, der auch schon Teil der Züge gewesen sein soll, die von „Butch Cassidy and Sundance Kid“ in Bolivien überfallen worden ist. Natürlich fällt auch der Name Ché Guevara – Zusammenhang ob des fehlenden Spanisch leider nicht mehr herzustellen 😉

Personenwagen

Papast Johannes Paul II in Antofagasta, 1987

Doch der „Höhepunkt“ des Rundgangs kam noch. Denn der Papst war auch schon da! 1987 bei seinem umstrittenen Chile-Besuch (Pinochet war noch an der Macht) hatte sich Papst Johannes Paul II ganze 45 Minuten in einem der Wagen ausgeruht, wie der Wachmann stolz erzählt. Aus Sicherheitsgründen wollte man ihn damals nicht in einem Hotel unterbringen.

Hier ruhte der Papst!


Iquique – Vergangenheit in Pisagua

Die nächste Tour führte uns ein gutes Stück zurück in die chilenische Geschichte. Der Ort Pisagua liegt ca. 130km nördlich von Iquique und ist mit öffentlichen Bussen nicht zu erreichen, daher haben wir eine Tour gebucht. Das diese den Schwerpunkt auf den, aus Sicht der Chilenen, so „glorreichen Salpeterkrieg“ aus dem 19.Jahrhundert legte (Chile kämpfte damals im „Guerra del Pacífico“ gegen Peru und Bolivien um das Atacama-Territorium und somit um die Bodenschätze und gewann 1883), war uns vorher nicht bewußt. Wir hatten über Pisagua nur im Zusammenhang mit der Militärdiktatur Pinochets gelesen.

Kirche in Tarapacá

Also ging es mit der kleinen Tourgruppe zunächst nach Tarapacá, einem kleinen Ort im Hinterland, an dem eine bedeutende Landschlacht stattgefunden hat. Die Armeedenkmäler haben wir uns fotografisch erspart. Der Ort selbst wurde bei einem Erdbeben in den neunziger Jahren sehr zerstört und der vollständige Wiederaufbau der Kirche dauerte bis 2005. Der Ort wirkt total verlassen.

Plastische (mit Plastikobst!) Darstellung des Abendmahls Kirche Tarapacá

Die Schule ist zu, fast keine Menschenseele zu sehen. Wir erfahren, dass die Frauen heute alle nach Iquique gefahren sind, es ist Zahltag und die meisten Bewohner arbeiten in den umliegenden Minen oder in der Landwirtschaft der Oase. Auch die Lehrerin holt sich ihr Geld in Iquique, daher ist heute keine Schule. So unterschiedlich kann es in einem Land zugehen.

Tarapacá

Weiter ging es durch die Wüste zum „Gigante de Atacama“, zu dem eine Schotterpiste führt. Und heute bekommen wir noch eindrücklicher als gestern mit, dass die Atacama-Wüste eine der größten Wüstenregionen der Welt ist. Man fährt und fährt und rechts und links bietet sich einem immer das gleiche Bild. Von den Saliteras umgewühlte Erde, Kilometer um Kilometer. Dann wieder ein langer Abschnitt Sand und Salz, wieder ein Schild, das auf eine ehemalige Salitera hinweist, wieder kilometerweise umgepflügte Erde und Gestein. Dass es im Salpeterkrieg um die wirtschaftliche Ausbeutung der Bodenschätze ging,  wird bei dieser Tour nicht angesprochen.

Noch nicht der "Gigante", aber Wiebe in der Wüste!

Nun zum Gigante: es handelt sich um eine Geoglyphe, die mit einer Größe von ca. 86 Metern als bisher größte „menschliche“ Darstellung gilt und die nach wissenschaftlichen Schätzungen um 1000-1400 n.Chr. entstanden sind. Wahrscheinlich stellt sie einen indianischen Herrscher oder eine Gottheit dar (Maske und Federschmuck kann man mit etwas Phantasie erkennen). Hunderte von  Geoglyphen sind hier in Nordchile zu finden. Häufig Symbole (Sonnen, Kreise und andere geometrische Formen und Tiere). Man vermutet, dass sie als Wegweiser dienten und schon damals Hinweise auf Bodenschätz, vor allem Wasser, gaben. Entschlüsselt sind sie nicht.

Gigante de Atacama

Nach einer Mittagspause in Huará ging es dann weiter nach Pisagua. Über vierzig Kilometer von der Panamericana Richtung Küste. Der Ort war einst einer der wichtigsten Salpeterhäfen, doch nach Zusammenbruch des Salpetermarktes wurde es bereits in den 40er Jahren erstmalig als Gefangenenkolonie genutzt, da aus dieser Ödnis niemand fliehen konnte. Im Pazifikkrieg landeten hier die chilenischen Truppen und stürmten die Berge, von dieser Vergangenheit erzählt ein riesiges, beflaggtes Ehrenmal (und auch der ältere Tourguide) nicht weit vom Ort an der Küste.

Pisagua - verfallende Stadt

Küste Pisagua

Nada esta olvidado - nichts wird vergessen

Von der düsteren Geschichte während der Militärdiktatur erfährt man im Ort nur etwas über ein Wandbild.  Das Mahnmal für die Opfer ist erst einige Kilometer am Ende des Küstenweges neben dem uralten Friedhof zu finden. Wenn wir nicht vorher gelesen hätten, dass das alte, noch aus der Salpeterzeit stammende, ach so glamouröse  Theater als Frauen- und das alte Administrations-gebäude als Männergefängnis benutzt wurden, hätten wir davon leider nichts erfahren.

Ehemaliges Männergefängnis

Teatro - vergangener Glanz mit düsterer Vergangenheit

Alter Friedhof am Ende des Küstenwegs

Dutzende der Pinochet-Gegner wurden im Herbst 1973 neben dem alten Friedhof hingerichtet und erst in den neunziger Jahren wurden die Massengräber entdeckt. Doch viele bleiben bis heute verschwunden. Pinochet war vor seinem Putsch Militärgouverneur von Iquique und dies Lager wurde als eines der ersten errichtet.

Resümee der Tour: So wie in vielen anderen Ländern der Welt wird auch in Chile gerne und häufig an die „glorreiche“ Vergangenheit erinnert. Die dunklen Seiten werden eher ausgeblendet, heute von unserem Tourguide und auch von den mitreisenden chilenischen Pensionären. So erscheint es uns, aber als Gast in diesem Land „verkneifen“ wir es uns, darüber mit ihnen zu diskutieren.


Iquique – Salitreras

Dünger für Europa

Wie bereits erwähnt, begleitet uns das Buch von Ariel Dorfmann („Das Gedächtnis der Wüste“) durch den chilenischen Nordteil unserer Reise.  Daher war es unabdingbar, dass wir die ehemaligen Salpeterstädte Santa Laura und Humberstone besuchen. Sie wurden 1862 bzw. 1872 eröffnet und beide 1960 geschlossen. Der Salpeterboom in Chile endete bereits in den zwanziger Jahren mit der Erfindung neuerer chemischer Verfahren, aber bis dahin lieferten die Minen den, meist britischen, Eigentümern horrende Gewinne.

Um die Minen entstanden die Salpeterstädte, mit Unterkünften für die Minenarbeiter und deren Familien, und den Angestellten. Es herrschte ein geschlossener Kreislauf, denn die Arbeiter, die unter extremsten Bedingungen dem Wüstenboden die Steine entrissen und das Salpeter gewannen, wurden mit fichas bezahlt, die sie nur wieder in den Läden der jeweiligen Salitrera einlösen konnten, also direkt wieder bei ihrem Arbeitgeber.   Ein Aufstand gegen dieses unmenschliche System wurde 1907 in Iquique vom Militär niedergeschlagen, erst 1912 wurde die erste Gewerkschaft gegründet.

Nach Schließung der Minen wurden diese und die dazugehörigen Städte einfach geschlossen, die Arbeiter mussten dann in die nächste Mine weiterziehen.  Die Anlagen und die ganzen Wohnhäuser wurden dem Verfall überlassen, bzw. wurden das Holz der Häuser gestohlen und abgeräumt.

Eingang Humberstone

Erst 1999 gründete sich eine Initiative von ehemaligen Minenarbeitern, welche die beiden Salitreras Santa Laura und Humberstone oder besser das, was noch davon übrig war, für die Nachwelt erhalten wollten.  Seit 2005 gehören diese beiden „Städte“ nun zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Sie bilden eine gegenseitige Ergänzung, denn in Santa Laura sind nur noch die Ruinen der Industrieanlangen, in Humberstone hingegen die meisten Wohn- und Geschäftshäuser, die Kirche, das „Teatro“, welches bereits restauriert wurde, und sogar das Schwimmbad noch vorhanden. Die Salpeterstädte liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt, so dass man beim Besuch einen guten Gesamteinblick erhält.

Santa Laura

Santa Laura - Industrieruinen

Arbeiterunterkünfte in Humberstone

Teatro Humberstone

Schwimmbad Humberstone

La Tirana

Danach ging es noch weiter in die Oase Pica und nach La Tirana. Letzteres einer der wichtigsten Wallfahrtsorte in Nordchile, wo im Juli ein riesiges Wallfahrtsfest mit mehr als 200.000 Teilnehmern zu Ehren der Jungfrau Carmen stattfindet. Ansonsten „schläft“ die 500-Seelengemeinde.


Wieder in Chile – Iquique

Endlich am Pazifik! Und ein paar Kilometer weiter im Hinterland wieder die Atacama-Wüste.

Cavancha Beach

Av, Baquedano

Iquique ist die Hauptstadt der Region Tarapáca und eine wichtige Hafenstadt im Norden. Bis in die zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurden von hier aus der Salpeter und Guano nach Europa verschifft. Die „Salpeterbarone“ bauten sich hier ihre Stadtpaläste und der Ort erlebte glanzvolle Zeiten, wie an einigen Gebäuden, die jetzt wieder  restauriert wurden, zu sehen ist. Seit den fünfziger Jahren lebt der Hafen wieder auf und Iquique hat sich seinen langen Stränden zu einer Touristenstadt gemausert.

Museo Regional, Av. Baquedano

Plaza Prat

Uhrturm und Teatro Muncipal

Sociedad Protectora de Tarapacá (eines der ersten Gewerkschaftshäuser Argentiniens-1913

Hafen Iquique (Ausschnitt ohne Container)

Nach unserer Meinung fehlt es noch ein bisschen an Infrastruktur, aber mit dem historischen Stadtkern verbreitet es einen gewissen Charme. Nach so vielen Bergen, die wir in den letzten Wochen gesehen haben, ist das Meeresrauschen der Brandung auch ganz schön 😉

Abendstimmung Cavancha

"Strandbewohner"

Wir kümmern uns um die Touren der nächsten Tage und schlendern durch die Stadt und am Strand entlang. Einen Block hinter unserem Hotel haben wir das Café „Omas Ecke“ ausfindig gemacht. Die Besitzerin ist eine gebürtige Deutsche aus Essen, die aber schon seit ihrer Kindheit in Mittel- und Südamerika lebt. Da die Touristensaison eigentlich schon vorbei ist, ist es im Laden ruhig und wir können mit ihr ein längeres Pläuschen führen.


Paso de Jama – Fahrt nach Salta

Es ist eine zwölf Stunden Busfahrt nach Salta, wir wechseln mal wieder auf die argentinische Seite, angesagt. Normalerweise würden wir ja nicht so detailliert über eine Busfahrt berichten, aber diese war schon etwas Besonderes.

Pünktlich um 9:30h geht es los. Genau 300m, denn die chilenische Grenzstelle zur Erledigung der Ausreiseformalitäten (Einreisezettel abgeben, Stempel auf den Zettel, Stempel in den Pass) liegt noch in San Pedro.

Bis zur Grenze schiebt sich der Bus schiebt  gemächlich  erst die 30km den Altiplano auf eine Höhe von ca. 4.250m hinauf (aber wir sind ja mit den Blättern im Mund gut vorbereitet).

Altiplano Chile

Unseren höchsten Punkt 4825m erreichen wir bald darauf, und von dort sind es noch ca. 120km bis zur Grenze. Wir fahren an mehreren Vulkanen vorbei, z.B. an  dem fast 6.000m hohe Vulkan Licancabur (leider sitzen wir auf der falschen Seite im Bus, nämlich rechts, daher keine Fotos) und die Hochebene erstreckt sich schier endlos.

Vorbei am Salar de Aguas Calientes und weiter durch die Hochebene, bis wir dann gegen 13:30h die Einreise nach Argentinien (Passformalitäten und Gepäckkontrolle) auf einer Höhe von -nach chilenischer Karte 4.205m –  nach argentinischer Karte 4.400m (?!), beginnen können.

Salar de Aguas Calientes

Weiter Weg

Kurz vor der Grenze

Erst gegen15:00h geht es weiter. Wir fahren nun auf argentinischer Seite weiter über den Altiplano. Die Vicuñas am Wegesrand sind zu schnell für scharfe Bilder. Mal wieder kreuzen wir einen Salzsee, die Salinas Grandes, wo noch auf konventionelle Art weißes Salz gewonnen wird.

Salzsee Argentinien

Kein Schnee, Salz!

 

 

 

 

 

Kurz danach geht es über endlose Serpentinen steil bergab, bis wir bei Purmamarca wieder auf einer „normalen“ Höhe von 2.200m sind. Wir sehen dort das Farbenspiel der Quebrada de Humahuaca und beschließen, dass wir das noch mal näher anschauen möchten.

"serpentinieren" - wie Wiebe zu sagen pflegt

...und noch die "Brummis" überholen!

Danach wird die Fahrt weniger interessant. Zwischenstopp in Jujuy und Güemes und gegen 22 Uhr erreichen wir endlich Salta. La Linda, die Schöne, wie die Stadt auch heisst. Wir wollen nur noch etwas Warmes in den Magen bekommen, eine heiße Dusche und endlich die Beine ausstrecken!


Atacama – Valle de la Luna

Den heutigen Ausflug hatten wir uns extra bis zum Vollmond, der glücklicherweise in diese Woche fällt, aufgehoben. Der Naturschutzpark liegt vor den Toren von San Pedro und schon nach kurzer Fahrt erreichten wir unser Ziel. In Anbetracht der fortgeschrittenen Uhrzeit und der Tatsache, dass wir morgen früh raus müssen, um über den Pasa de Jama (4.800m) wieder mal auf die argentinische Seite nach Salta zu wechseln, lasse ich jetzt einfach mal nur die Bilder sprechen 😉

"Death Valley"

Salt Mountains

The Three Maries

Sundown auf dem "Amphi Theatre" (Cordillera de Salt)

Wiebe bringt sich für den Mondaufgang in Position

La Luna!

Ein atemberaubendes Lichtspiel beginnt !